Museum
Camera Obscura im Museum Ferdinandeum Innsbruck
Pressetext: siehe unten.
Im Inneren des Museums: die Versammlung der Objekte. Graf Brandis zeigt stolz auf das Gebäude des neugebauten Museums. Auf dem Besprechungstisch vor ihm liegt die Inszenierung eines Stilllebens: Utensilien des Fotografen: das Stativ, ein Sortiment seiner Kameras, ein Maßband, eine Feder, eine Rose.
Die Nationalmuseen in Prag, Graz und Budapest waren für das 1823
gegründete Ferdinandeum die Vorbilder in der Museenlandschaft der österreichisch-ungarischen Monarchie. Mit seinen Sammlungen versteht
sich das Ferdinandeum als Teil und Spiegelbild der Identität Gesamttirols.
JÄNNER
Skyline der Uhren und Steine
- ein Bild voller Poesie. Die Uhren stehen, messen nicht mehr die Zeit der
Gegenwart. Sie sind Erinnerungen an eine vergangene Zeit wie die Steine.
Zwischen den Zeiten galoppiert die Zinnfigur der Kaiserin Elisabeth, besser
bekannt als Sissi.
Von links nach rechts:
Dosenuhr mit Weckaufsatz eines unbekannten Urmachers,1520; Stockuhr von Johann
Franz Treibler, Innsbruck, um 1710/20; Tischuhr von Andreas Yllmer, Wilten,
1559; Türmchenuhr von Nikolaus Lanz, Innsbruck, 1550; Äquatorialsonnenuhr von
Michael Bergauer, 1674; Vielflächen-Sonnenuhr in Form eines Monogramms von
Pater Kajetan, Taufers, 1731; Historische Sammlungen
FEBRUAR
Aug in Aug mit Rembrandt.
Minutenlang war die Camera Obscura genau in Augenhöhe positioniert. Ein
ungewöhnlich plastisches Bild entstand. Blau gedruckt - in Anspielung auf ein
Forschungsergebnis das Rembrandt Research Projects. Dabei setzte man ein Bild
Rembrandts der Neutronenbestrahlung aus. Die Farbpigmente wurden für eine kurze
Zeit radioaktiv. Beim Zerfall entstandene Betastrahlen konnten auf einer
lichtempfindlichen Platte sichtbar gemacht werden. Dabei trat das Kobaltblau
der Vorzeichnung, das mehr Energie als andere Farben abgab, klar hervor.
Rembrandt Harmensz. van Rijn,
Alter Mann mit Pelzmütze, 1630, Öl auf Holz, 22 x 17,5 cm,
Kunstgeschichtliche Sammlungen
MÄRZ
Nach einem Besuch im Zeughaus
sagen Kinder oft, dass der Dinosaurier für am tollsten gewesen sei! Gemeint
ist das 20.000 Jahre alte Skelett eines Höhlenbären.
Die Camera Obscura imitiert
hier den tiefen Standpunkt des beeindruckten Kinderauges. Die Sicht von unten und
das Spiel des Kunstlichtes unterstreichen die Dramatik der bloßen Knochen.
APRIL
Der Sinn eines Museums:
Gegenwärtiges umrahmt Vergangenes.
Geschichte ist eine Frage der
Perspektive. Mitunter erscheint Gerades verzerrt. Hier fällt der Blick der
Camera Obscura durch die Speichen eines modernen Rades auf ein altes Rad aus
Holz und Eisen.
Historische Sammlungen
MAI
Natur und Technik in
Symbiose, als ob der alte Zwillingsbaum und der Musterkasten ineinander
verwachsen wären.
Musterkasten der Stubaier
Kleineisenindustrie, 1824, Historische Sammlungen
JUNI
Schemenhafte Bewegungen:
Besucher kommen und gehen, Aufseher warten und halten Wacht. Nachahmung der
Natur ist tief unter der Natur, heißt es im Text an der Wand.
Ob dies auch auf diese Tiere
im Museum das Plastikpferd der Aufseherin, den Hund aus Glas und das Skelett
der Schneemaus - zutrifft?
Schnapshund aus der
Glashütte Kramsach, 18. Jahrhundert, Kunstgeschichtliche Sammlungen; Skelett
einer Schneemaus, Naturwissenschaftliche Sammlungen
JULI
Armada
oder Orchester der Heuschrecken?
Die Naturwissenschaftlichen
Sammlungen beherbergen 1.000.000 Insekten, ein unschätzbares Vergleichs- und
Dokumentationsmaterial. Darüber hinaus verfügt die Sammlung über eine riesige
Datenbank zu ökologischen Fragen.
Insektensammlung,
Naturwissenschaftliche Sammlungen
AUGUST
Ein Himmel voller
Wetterdramatik. Im August achtet man im Zeughaus auf das Wetter. Droht Regen?
Noch ist der Innenhof leer. Kanaldeckel, Stühle, Leinwand, Lautsprecher - alles
wartet in militärischer Symmetrie auf das Ereignis.
Für 13.000 Kinofans war beim Open-Air-Kino -
organisiert von Cinematograph-Leokino und Treibhaus der Innenhof des
Zeughauses stilvolles Ambiente. War das Zeughaus Kaiser Maximilians I.
ursprünglich ein Waffen- und Munitionsdepot, so hat es seit 1973 als Museum mit
den Historischen und Naturwissenschaftlichen Sammlungen einen friedlicheren
Zweck. Seit 1999 präsentiert sich das Museum im Zeughaus im neuen Kleid, -
modern und phantasievoll aufgestellt, mit attraktivem Vermittlungsprogramm.
SEPTEMBER
Fünf Minuten können lange
dauern. Vor allem, wenn eine Schulklasse für die Camera Obscura posiert. Musik
Mandoline und ein Gambespielender Affe und Trauben umrahmen den Kopf der
römischen Mänade, einer berauschten Gespielin des Dionysos.
OKTOBER
Dohle
und Walnüsse. Ein Stillleben?
Der Vogel: präpariert und
auf eine seltsame Art doch wie lebendig. In seinem Auge spiegelt sich das
Fenster. Tageslicht und Kunstlicht vermischen sich mit unberechenbarer Dynamik.
Präparierte Turmdohle,
Präparationsatelier der Naturwissenschaftlichen Sammlungen
NOVEMBER
Die anonymen Soldaten eines
Egger-Lienz stürmen frontal auf den Besucher zu! Die Technik der Camera Obscura
verstärkt die Raumwirkung des Bildes. Verzerrter oder erweiterter Horizont?
Unter dem mit den Kriegern einher ziehender Tod das pralle Leben der
faulenzenden Unlust, vor dem das Schwazer Bergbuch anschaulich warnt.
Das Tiroler Landesmuseum
Ferdinandeum verfügt neben den Historischen Sammlungen auch über eine
tirolspezifische Bibliothek. Das Museum versteht sich als Archiv für
historisches Bewusstsein und wissenschaftliche Dokumentation. 1915 Albin
Egger Lienz, Lithografie, Graphische Sammlungen; Schwazer Bergbuch, 1556,
Bibliothek
DEZEMBER
Der Prophet, das ist ein
Sehender.
Wie ein Zen-Meister blickt
der Prophet mit versenkten Augen nach Innen.
Oder sieht er nach unten auf
den halben Apfel und erkennt den Kern?
So wirkt die Skulptur heute
auf uns. Ursprünglich war die Figur bemalt. Der Lauf der Zeit veränderte die
Wirkung der Figur.
Prophet, Lindenholz H 111 cm,
um 1200, aus Wenns im Pitztal, Kunstgeschichtliche Sammlungen
Hans Egger Andrea Kühbacher Ype Limburg Gert Amman
Gert
Ammann, Direktor des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum:
Das Jahr
2003 ist für das Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum in Innsbruck etwas
Besonderes: Vor 180 Jahren 1823 wurde das Ferdinandeum gegründet, heuer
wird es nach zweijähriger Bauphase nach der Erweiterung und Generalsanierung
neu eröffnet. Und zu diesem Jubiläumsjahr erscheint in Die Druckerei von Hans
Egger in Imst ein Kalender, der dem Druckhaus, dem Ferdinandeum und dem
Fotografen alle Ehre macht. Ype Limburg hat in sensibler Sicht und technisch
aufwendigem Bemühen ein neues Bild des Landesmuseums aufgezeigt. Alle sieben
Sammlungsbereiche sind gegenwärtig und damit die Vielfalt der Aufgabenbereiche.
Ungewohnt ist der Blick auf kaum Vertrautes und macht neugierig. In einer
feinfühligen eigenwilligen Ästhetik zaubert er eine Atmosphäre, die dem
gewöhnlichen musealen Bild eigentlich widerspricht. Die Faszination der
musealen Dinge tritt bewusst in den Vordergrund und wird Sie, verehrte
Betrachter, das ganze Jahr begleiten und vielleicht animieren, diese Vielfalt
im Ferdinandeum oder im Museum im Zeughaus zu erleben. Dank des Engagements von
Hans Egger und seinem Team und dank des fotografischen Visionärs Limburg ist
diese Kalender-Bildgeschichte eine besondere Geburtstagsgabe für das Tiroler
Landesmuseum Ferdinandeum. Dafür sind wir allen zu großem Dank verpflichtet.
Ype Limburg, Innsbruck,
13112002:
Ein kräftiges Dankeschön an
dieser Stelle an die viele MitarbeiterInnen des
Tiroler Landesmuseums und Die
Druckerei!
Mit welcher Begeisterung und
Offenheit Sie es mir ermöglichten auf meiner
etwas ungewohnte arbeitsweise
das licht einzufangen.
Tagelanges ringen um der richtige Aufnahme, der
richtige aufstellung der Objekte.
Stundenlange Belichtungszeiten mit meiner Camera
Obscura Kameras,
die aus nichts Banalers bestehen als Kanalröhren,
Whisky-Flaschen-Hüllen,
Knackwurstdosen und Omas Blechdose.
Ein sehr kleines Loch in eine Dunkle Dose wirkt wie
ein Auge; das Licht der Welt
wird im Inneren abgebildet, vom Foto-Film aufgefangen
und von mir entwickelt
und fixiert bei rotlicht.
Dieses Negatief-Foto wird in die Druckerei ausvergrössert, und in einen von mir
angegebenen, zum Bild passender Farbton gedruckt.
Objekte der Vergangenheit mit
eine Zeitlose Schönheit behaftet,
Bei längere
Betrachtung entsteht ein Unbeschreiblicher Gedanke die das Entstehungsmoment
des Objekts nähert.
Das Gefühl, ich könnte mit
dieser Frühzeitlicher Foto-Technik die Dingen zum Leben erwecken, und die
erzählen uns dann in dieser Bilder das es die Vergangenheit gar nicht gibt!
Alles lebt Jetzt und Immer.
Ich kanns nicht leugnen, habe
mich zwischen die Dingen und die Menschen im
gesamten Museum wohl gefühlt
wie einer Frisch aus der Kiste auferstandenen
Impressum
Fotos, grafischer Entwurf: Ype Limburg
Texte zu Fotos: Andrea Kühbacher-Schlapp
Scans:
Purup Eskafot Scan View - Scan Mate F10
Druckvorstufe:
Macintosh G4 - Photoshop 7.0 - QuarkXPress 5.0
Schriften: Helvetica, Vintage Typewriter
Druckmaschine: Rapida SRO 4-Farben von König
& Bauer AG
Druckverfahren: Offset 4-färbig + Drucklackierung
Papier: Job Parilux matt weiß TCF 170 g, 480 x
680 mm
Gesamtherstellung: Die Druckerei, Hans Egger
Ges.m.b.H.
© ype limburg, 2002