Museum

Jubileumskalender 1823 - 2003
Camera Obscura im Museum Ferdinandeum Innsbruck
Pressetext: siehe unten.


Deckblatt
Im Inneren des Museums: die Versammlung der Objekte. Graf Brandis zeigt stolz auf das Gebäude des neugebauten Museums. Auf dem Besprechungstisch vor ihm liegt die Inszenierung eines Stilllebens: Utensilien des Fotografen: das Stativ, ein Sortiment seiner Kameras, ein Maßband, eine Feder, eine Rose.
Außen: Ein Museum in Veränderung. Der Panoramablick auf die Baustelle.
Die „Nationalmuseen“ in Prag, Graz und Budapest waren für das 1823
gegründete Ferdinandeum die Vorbilder in der Museenlandschaft der österreichisch-ungarischen Monarchie. Mit seinen Sammlungen versteht
sich das Ferdinandeum als Teil und Spiegelbild der Identität Gesamttirols.


JÄNNER
Skyline der Uhren und Steine - ein Bild voller Poesie. Die Uhren stehen, messen nicht mehr die Zeit der Gegenwart. Sie sind Erinnerungen an eine vergangene Zeit – wie die Steine. Zwischen den Zeiten galoppiert die Zinnfigur der Kaiserin Elisabeth, besser bekannt als „Sissi“.
Von links nach rechts: Dosenuhr mit Weckaufsatz eines unbekannten Urmachers,1520; Stockuhr von Johann Franz Treibler, Innsbruck, um 1710/20; Tischuhr von Andreas Yllmer, Wilten, 1559; Türmchenuhr von Nikolaus Lanz, Innsbruck, 1550; Äquatorialsonnenuhr von Michael Bergauer, 1674; Vielflächen-Sonnenuhr in Form eines Monogramms von Pater Kajetan, Taufers, 1731; Historische Sammlungen


FEBRUAR
Aug in Aug mit Rembrandt. Minutenlang war die Camera Obscura genau in Augenhöhe positioniert. Ein ungewöhnlich plastisches Bild entstand. Blau gedruckt - in Anspielung auf ein Forschungsergebnis das Rembrandt Research Projects. Dabei setzte man ein Bild Rembrandts der Neutronenbestrahlung aus. Die Farbpigmente wurden für eine kurze Zeit radioaktiv. Beim Zerfall entstandene Betastrahlen konnten auf einer lichtempfindlichen Platte sichtbar gemacht werden. Dabei trat das Kobaltblau der Vorzeichnung, das mehr Energie als andere Farben abgab, klar hervor.
Rembrandt Harmensz. van Rijn, „Alter Mann mit Pelzmütze“, 1630, Öl auf Holz, 22 x 17,5 cm, Kunstgeschichtliche Sammlungen


MÄRZ
Nach einem Besuch im Zeughaus sagen Kinder oft, dass der „Dinosaurier“ für am tollsten gewesen sei! Gemeint ist das 20.000 Jahre alte Skelett eines Höhlenbären.
Die Camera Obscura imitiert hier den tiefen Standpunkt des beeindruckten Kinderauges. Die Sicht von unten und das Spiel des Kunstlichtes unterstreichen die Dramatik der bloßen Knochen.
Skelett eines Höhlenbären aus der Tischofer Höhle bei Kufstein, Naturwissenschaftliche Sammlungen


APRIL
Der Sinn eines Museums: Gegenwärtiges umrahmt Vergangenes.
Geschichte ist eine Frage der Perspektive. Mitunter erscheint Gerades verzerrt. Hier fällt der Blick der Camera Obscura durch die Speichen eines modernen Rades auf ein altes Rad aus Holz und Eisen.
Historische Sammlungen


MAI
Natur und Technik in Symbiose, als ob der alte Zwillingsbaum und der Musterkasten ineinander verwachsen wären.
Musterkasten der Stubaier Kleineisenindustrie, 1824, Historische Sammlungen


JUNI
Schemenhafte Bewegungen: Besucher kommen und gehen, Aufseher warten und halten Wacht. „Nachahmung der Natur ist tief unter der Natur“, heißt es im Text an der Wand.
Ob dies auch auf diese Tiere im Museum – das Plastikpferd der Aufseherin, den Hund aus Glas und das Skelett der Schneemaus - zutrifft?
„Schnapshund“ aus der Glashütte Kramsach, 18. Jahrhundert, Kunstgeschichtliche Sammlungen; Skelett einer Schneemaus, Naturwissenschaftliche Sammlungen


JULI
Armada oder Orchester der Heuschrecken?
Die Naturwissenschaftlichen Sammlungen beherbergen 1.000.000 Insekten, ein unschätzbares Vergleichs- und Dokumentationsmaterial. Darüber hinaus verfügt die Sammlung über eine riesige Datenbank zu ökologischen Fragen.
Insektensammlung, Naturwissenschaftliche Sammlungen


AUGUST
Ein Himmel voller Wetterdramatik. Im August achtet man im Zeughaus auf das Wetter. Droht Regen? Noch ist der Innenhof leer. Kanaldeckel, Stühle, Leinwand, Lautsprecher - alles wartet in militärischer Symmetrie auf das Ereignis.

Für 13.000 Kinofans war beim Open-Air-Kino - organisiert von Cinematograph-Leokino und Treibhaus – der Innenhof des Zeughauses stilvolles Ambiente. War das Zeughaus Kaiser Maximilians I. ursprünglich ein Waffen- und Munitionsdepot, so hat es seit 1973 als Museum mit den Historischen und Naturwissenschaftlichen Sammlungen einen friedlicheren Zweck. Seit 1999 präsentiert sich das „Museum im Zeughaus“ im neuen Kleid, - modern und phantasievoll aufgestellt, mit attraktivem Vermittlungsprogramm.


SEPTEMBER
Fünf Minuten können lange dauern. Vor allem, wenn eine Schulklasse für die Camera Obscura posiert. Musik – Mandoline und ein Gambespielender Affe – und Trauben umrahmen den Kopf der römischen Mänade, einer berauschten Gespielin des Dionysos.


OKTOBER
Dohle und Walnüsse. Ein Stillleben?
Der Vogel: präpariert – und auf eine seltsame Art doch wie lebendig. In seinem Auge spiegelt sich das Fenster. Tageslicht und Kunstlicht vermischen sich mit unberechenbarer Dynamik.
Präparierte Turmdohle, Präparationsatelier der Naturwissenschaftlichen Sammlungen


NOVEMBER
Die anonymen Soldaten eines Egger-Lienz stürmen frontal auf den Besucher zu! Die Technik der Camera Obscura verstärkt die Raumwirkung des Bildes. Verzerrter oder erweiterter Horizont? Unter dem mit den Kriegern einher ziehender Tod das pralle Leben der faulenzenden „Unlust“, vor dem das Schwazer Bergbuch anschaulich warnt.
Das Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum verfügt neben den Historischen Sammlungen auch über eine tirolspezifische Bibliothek. Das Museum versteht sich als Archiv für historisches Bewusstsein und wissenschaftliche Dokumentation. „1915“ Albin Egger Lienz, Lithografie, Graphische Sammlungen; „Schwazer Bergbuch“, 1556, Bibliothek


DEZEMBER
Der Prophet, das ist ein Sehender.
Wie ein Zen-Meister blickt der Prophet mit versenkten Augen nach Innen.
Oder sieht er nach unten auf den halben Apfel und erkennt den Kern?
So wirkt die Skulptur heute auf uns. Ursprünglich war die Figur bemalt. Der Lauf der Zeit veränderte die Wirkung der Figur.
Prophet, Lindenholz H 111 cm, um 1200, aus Wenns im Pitztal, Kunstgeschichtliche Sammlungen


Hans Egger Andrea Kühbacher Ype Limburg Gert Amman

Gert Ammann, Direktor des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum:
Das Jahr 2003 ist für das Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum in Innsbruck etwas Besonderes: Vor 180 Jahren – 1823 – wurde das Ferdinandeum gegründet, heuer wird es nach zweijähriger Bauphase nach der Erweiterung und Generalsanierung neu eröffnet. Und zu diesem Jubiläumsjahr erscheint in „Die Druckerei“ von Hans Egger in Imst ein Kalender, der dem Druckhaus, dem Ferdinandeum und dem Fotografen alle Ehre macht. Ype Limburg hat in sensibler Sicht und technisch aufwendigem Bemühen ein neues Bild des Landesmuseums aufgezeigt. Alle sieben Sammlungsbereiche sind gegenwärtig und damit die Vielfalt der Aufgabenbereiche. Ungewohnt ist der Blick auf kaum Vertrautes und macht neugierig. In einer feinfühligen eigenwilligen Ästhetik zaubert er eine Atmosphäre, die dem gewöhnlichen „musealen“ Bild eigentlich widerspricht. Die Faszination der „musealen Dinge“ tritt bewusst in den Vordergrund und wird Sie, verehrte Betrachter, das ganze Jahr begleiten und vielleicht animieren, diese Vielfalt im Ferdinandeum oder im Museum im Zeughaus zu erleben. Dank des Engagements von Hans Egger und seinem Team und dank des fotografischen Visionärs Limburg ist diese Kalender-Bildgeschichte eine besondere Geburtstagsgabe für das Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum. Dafür sind wir allen zu großem Dank verpflichtet.

Ype Limburg, Innsbruck, 13112002:
Ein kräftiges Dankeschön an dieser Stelle an die viele MitarbeiterInnen des
Tiroler Landesmuseums und Die Druckerei!
Mit welcher Begeisterung und Offenheit Sie es mir ermöglichten auf meiner
etwas ungewohnte arbeitsweise das licht einzufangen.

Tagelanges ringen um der richtige Aufnahme, der richtige aufstellung der Objekte.
Stundenlange Belichtungszeiten mit meiner Camera Obscura Kameras,
die aus nichts Banalers bestehen als Kanalröhren, Whisky-Flaschen-Hüllen,
Knackwurstdosen und Oma’s Blechdose.
Ein sehr kleines Loch in eine Dunkle Dose wirkt wie ein Auge; das Licht der Welt
wird im Inneren abgebildet, vom Foto-Film aufgefangen und von mir entwickelt

und fixiert bei rotlicht. Dieses Negatief-Foto wird in die Druckerei ausvergrössert, und in einen von mir angegebenen, zum Bild passender Farbton gedruckt.
Objekte der Vergangenheit mit eine Zeitlose Schönheit behaftet, von so gewaltiger Handarbeit, das zuerst das Staunen kommt, und späterdas Wundern.
Bei längere Betrachtung entsteht ein Unbeschreiblicher Gedanke die das Entstehungsmoment des Objekts nähert.
Das Gefühl, ich könnte mit dieser Frühzeitlicher Foto-Technik die Dingen zum Leben erwecken, und die erzählen uns dann in dieser Bilder das es die Vergangenheit gar nicht gibt! Alles lebt Jetzt und Immer.
Ich kanns nicht leugnen, habe mich zwischen die Dingen und die Menschen im
gesamten Museum wohl gefühlt wie einer Frisch aus der Kiste auferstandenen Fotografie-Erfinder.

Impressum
Fotos, grafischer Entwurf: Ype Limburg
Texte zu Fotos: Andrea Kühbacher-Schlapp
Scans: Purup Eskafot Scan View - Scan Mate F10
Druckvorstufe: Macintosh G4 - Photoshop 7.0 - QuarkXPress 5.0
Schriften: Helvetica, Vintage Typewriter
Druckmaschine: Rapida SRO 4-Farben von König & Bauer AG
Druckverfahren: Offset 4-färbig + Drucklackierung
Papier: Job Parilux matt weiß TCF 170 g, 480 x 680 mm
Gesamtherstellung: Die Druckerei, Hans Egger Ges.m.b.H.
© ype limburg, 2002